Kitchen Stories 1 bis 3

In der Veranstaltungsreihe „Kitchen Stories!” in Kooperation mit der Rosa Luxemburg Stiftung haben wir die vielschichtige vietnamesische Migrationsgeschichte anhand von Esskultur als „Überlebensinstrument” in der Fremde, als Ausdruck von Fürsorge, als identitätsstiftendes Element und als zentraler Bestandteil des kollektivistischen Zusammenhalts innerhalb von Familien und Communities erlebbar gemacht. In den generationsübergreifenden Koch-Sessions mit Gästen aus deutsch-vietnamesischen Communities wollen wir die historische Heterogenität der Migranten*innen bzw. ihre multiplen Narrativen sichtbarer machen.

Seit den 1950er Jahre gibt es bis heute diverse Migrationsbewegungen zwischen Vietnam und Deutschland. Eine der größten Gruppen bilden die sog. Vertragsarbeiter*innen und Lehrlinge, die zum Ende der 1970er und den 1980er Jahren zum Arbeiten in die ehem. DDR entsendet wurden. Ihre Geschichten sind bis heute meist durch (Kriegs-)Traumata, Flucht, Trennungen, Not und Entbehrungen geprägt. Die Auflösung der DDR im Zuge der Deutschen Wiedervereinigung trug dazu bei, dass die meisten von ihnen ihre Anstellungen, ihren Aufenthaltsstatus und die damit verknüpften Lebensgrundlagen verloren. Während das wiedervereinigte Deutschland mit sich selbst beschäftigt war, fanden sich diese Migranten*innen in einer rechtlich und wirtschaftlich ungewissen Situation ohne konkrete Zukunftsaussichten wieder.

Einige fanden sich mit einer knappen „Rückkehrprämie“ in Höhe von 2.500 DM ab und gingen zurück nach Vietnam. Die Übrigen versuchten sich während der turbulenten Zeiten in Deutschland durchzuschlagen, in dem sie sich auf bestimmte „ethnic businesses“ spezialisierten. Obwohl die Anzahl der vietnamesischen Migranten*innen in Deutschland im Vergleich zu anderen Gruppen deutlich geringer ist, prägen sie nicht nur das Stadtbild und die „kulinarische Wüste” des Ankunftslands, sondern spiegeln auch die pluralistische Gesellschaft Deutschlands nach der Wende wieder.